Mit Unterstützung von KI-Expert*innen der Fraunhofer-Gesellschaft, des Beuth Verlags sowie von DIN Software hat das Deutsche Institut für Normung (DIN e. V.) das Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gestartet. Es stellt die KI-Tauglichkeit des deutschen Normenwerks auf den Prüfstand und kann dazu beitragen, eine qualitativ hochwertige Marke »AI made in Europe« als Wettbewerbsfaktor für die deutsche und europäische Wirtschaft zu etablieren. Bis Ende 2023 sollen die Ergebnisse vorliegen.
KI-basiertes Werkzeug unterstützt die Analyse des Normenwerks
Die Analyse der mehr als 30.000 Normen auf KI-Tauglichkeit wird auch als Maßnahme in der KI-Strategie der Bundesregierung formuliert. Das Projekt »KI-Tauglichkeit von Normen« verfolgt insbesondere zwei Ziele: Erstens, den inhaltlichen Bezug relevanter Normen zu Künstlicher Intelligenz zu identifizieren und zu beschreiben. Hierfür erarbeiten KI- und Normungsexpert*innen in gemeinsamen Workshops zunächst ein Prüfverfahren auf Basis von Bewertungskriterien. Anhand dieser sollen fachkundige Personen einschätzen können, ob eine Norm in der Praxis Berührungspunkte zu KI-Technologien hat und wie sie sich bei Bedarf überarbeiten lässt, um KI-relevante Aspekte zu berücksichtigen.
Das zu erarbeitende Prüfverfahren wird vorab in ausgewählten Normenausschüssen pilotiert. Ein besonderer Fokus liegt in diesem Zusammenhang vor allem darauf, ein KI-Werkzeug zu entwickeln, das die Auswahl und Klassifikation KI-relevanter Normen beschleunigt. Dieses KI-Werkzeug soll in der Lage sein, das Normenwerk künftig auf relevante Normen zu prüfen und so schnell zu Ergebnissen beitragen.
Zweites Ziel: SMART Standards
Zweites Ziel des Projektes ist es, die Entwicklung der Maschinenausführbarkeit von Normen (SMART Standards) zu unterstützen. SMART Standards sind so aufbereitet und strukturiert, dass Maschinen, Software oder sonstige Anwendungssysteme die Normeninhalte lesen und automatisiert anwenden können. Der Vorteil: Normeninhalte lassen sich so direkt in nachgelagerten Prozessen weiterverwerten – insbesondere Unternehmen versprechen sich dadurch große Effizienzgewinne. Die Maschinenausführbarkeit von Normen wird bereits anhand erster Pilotprojekte untersucht. Das Projekt »KI-Tauglichkeit von Normen« soll die Brücke zu KI-spezifischen Anwendungsfällen schlagen und etwaige Anforderungen an die Maschineninterpretierbarkeit beziehungsweise an künftige Nutzungsmöglichkeiten ableiten.
Effiziente Vorgehensweise durch gebündeltes Fachwissen
»Im Projekt ›KI-Tauglichkeit von Normen‹ nutzen wir das Fach- und Normungswissen aus den DIN-Normenausschüssen sowie das KI-Know-how und die KI-Werkzeuge der Fraunhofer-Gesellschaft. Wir setzen so auf eine besonders effiziente Vorgehensweise, um das Normenwerk auf KI-Tauglichkeit zu prüfen«, sagt Prof. Dr. Stefan Wrobel, Professor für Informatik an der Universität Bonn, Sprecher der Fraunhofer-Allianz Big Data und Künstliche Intelligenz sowie Leiter des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS.
»KI wird früher oder später für alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereiche von großer Bedeutung sein, deshalb dürfen Deutschland und Europa hier nicht den Anschluss verlieren. Mit einem modernen, KI-tauglichen Normenwerk leisten wir einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Entwicklung und Nutzung einer qualitativ hochwertigen und sicheren Künstlichen Intelligenz made in Europe«, betont Christoph Winterhalter, Vorsitzender des Vorstandes von DIN.