ARCH
Historische Gebiete und Kulturgüter sind zunehmend von Naturkatastrophen und klimawandelbedingten Gefahren, wie Überschwemmungen, Erdrutschen, Feuer und Erdbeben, betroffen. Gleichzeitig stellen Kulturgüter und historische Gebiete besondere Anforderungen an den Katastrophenschutz und die Klimawandelanpassung, damit ihr einzigartiger gesellschaftlicher und kultureller Wert und ihre damit einhergehende besondere Rolle für den sozialen Zusammenhalt und eine nachhaltige Entwicklung erhalten bleibt.
Im von Fraunhofer IAIS koordinierten Horizont 2020 Projekt ARCH (Advancing Resilience of historic areas against Climate-related and other Hazards) haben 15 Partner aus ganz Europa zwischen Juni 2019 und August 2022 Methoden und Werkzeuge zur Verbesserung der Resilienz von historischen Gebieten gegenüber Naturkatastrophen und klimawandelbedingten Gefahren erforscht. Die entwickelten Lösungen liefern lokale und (inter)nationale Akteure neue und bessere Informationen über den Zustand von historischen Gebieten und Kulturgütern sowie die Auswirkungen von Naturkatastrophen und unterstützen sie bei der kooperativen Planung von Maßnahmen für den Resilienzaufbau.
Fraunhofer IAIS war im Rahmen des Projekts für die Entwicklung eines Resilienzframeworks sowie eines Resilienz Self-Assessments verantwortlich.
Das ARCH Resilience Framework kombiniert die etablierten Prozesse der Klimawandelanpassung und des Katastrophenschutzes zu einem gemeinsamen Prozess. Es besteht aus zehn zyklischen Schritten, die sich auf die drei Phasen des Katastrophenschutzes “vor der Katastrophe”, “während der Katastrophe” und “nach der Katastrophe” verteilen.
Im Rahmen des Projektes wurde das Framework in Zusammenarbeit mit 22 Europäischen Organisationen in ein öffentlich verfügbares CEN-Workshop-Agreement (CWA) – ein Referenzdokument des Europäischen Komitees für Normung – überführt. Für jeden Schritt des Frameworks schlägt das CWA a) Anforderungen, die Entscheidungsträger erfüllen müssen; b) Empfehlungen, die durchgeführt werden könnten; c) Indikatoren, die zur Messung des Fortschritts beim Aufbau von Resilienz genutzt werden können sowie d) unterstützende Guidelines, Instrumente und Standards, die zum Fortschritt innerhalb jedes Schritts beitragen vor. Das Framework wurde speziell auf historische Gebiete ausgerichtet und soll Akteuren dabei helfen, zu verstehen, welche Schritte notwendig sind, um einen kombinierten Plan für Katastrophenschutz und Klimawandelanpassung zu entwickeln, der mit den Anforderungen von historischen Gebieten und dem Management von Kulturgütern vereinbar ist.
Um den Fortschritt bei der Umsetzung des ARCH Resilience Frameworks und die Resilienz von historischen Gebieten zu messen, hat Fraunhofer IAIS das Resilience Assessment Dashboard RAD entwickelt. Das RAD ist ein offen zugängliches Online-Tool zur gemeinschaftlichen Bewertung der Resilienz historischer Gebiete. Es basiert auf den UNDRR Disaster Resilience Scorecards für Städte und Gebäude. Mit dem RAD können Nutzende Resilienzschwachstellen in ihren historischen Gebieten identifizieren und erhalten Unterstützung bei der Formulierung von Aktionsplänen. Das Tool deckt in seiner detaillierten Form mit 221 Fragen zehn Kategorien zur Resilienzbeurteilung ab. Es bietet aber auch die Möglichkeit, die Anzahl der Fragen zu reduzieren, wenn eine weniger detaillierte, schnellere Bewertung gewünscht ist.
Alle Methoden und Werkzeuge von ARCH wurden zusammen mit Akteuren aus den vier europäischen Städten Bratislava (Slowakei), Camerino (Italien), Hamburg (Deutschland) und València (Spanien) entwickelt, erprobt und eingesetzt.
Link zum Resilienz Assessment Dashboard